Sandra E. Mae schreibt Bühnenstücke, Drehbücher, Romane und Kurzgeschichten. Ihre Hauptgenres sind dabei Mystery/Thriller, Fantasy & Science Fiction sowie Kinderbücher. Seit 2021 ist sie publizierte Autorin auf der Literaturplattform story.one. Die Konzepte ihrer Bühnenstücke werden laufend im Rahmen der Theatervorstellungen von team:semestro in ganz Österreich aufgeführt.
Sandra E. Mae writes stage plays, screenplays, novels and short stories. Her main genres are mystery/thriller, fantasy & science fiction and children's books. She has been a published author on the literary platform story.one since 2021. The concepts of her stage plays are continuously performed as part of team:semestro's theatre performances throughout Austria.
THEATERPRODUKTIONEN STAGE PLAYS
- SHERLOCK HOLMES - Krimi Musical
Musik, Text, Konzept - ALADIN - Familienmusical
Musik, Text, Konzept - DSCHUNGELBUCH - Familienmusical
Musik, Text, Konzept - ALICE - Kindermusical
Musik, Text, Konzept - PETER PAN - Kindermusical
Musik, Text, Konzept
Auszüge
Papa zieht gern so ein Leiberl an, wo “I bin a Österreicher” draufsteht. Wenn er einen Ausländer sieht, der ein Leiberl anhat, wo ausländische Schriftzeichen drauf sind, regt er sich aber auf. Sollen erst unsere Sprache lernen, meint er: “Das geht einen sonst auf dem Geist.” Ich sage dann, dass das grammatikalisch nicht ganz richtig ist, und Geister gibt es ja gar nicht, außer den heiligen, und Papa rümpft die Nase und antwortet, ich bin erst neun, ich habe nichts zu sagen.
- aus: CHRISTLICH & SOZIAL
- aus: CHRISTLICH & SOZIAL
Bleib bei mir, bei Ebbe und Flut, bei Regen und Sonne, am Strand meiner selbst. Liebe mich, meine schäumenden Wellen, meine rauschenden Tiefen, meine dunklen Abgründe. Meine gleißenden Lichter, die bunten Farben und farblosen Flecken. Mein Dies und mein Das, mein Ja und mein Nein. Im Frühling und Herbst, meinen Sommer und Winter. Halt mich fest, aber nicht zu sehr. Lass mich gehen, aber nicht zu weit. Ruf nach mir, aber nicht zu laut. Liebe mich, so sehr du kannst, solange du willst.
- aus: LIEBE MICH
- aus: LIEBE MICH
Es gibt so Tage. Tage, an denen du daran erinnert wirst, dass du nichts als ein kleines Würstchen bist, so wie alle anderen auch. Ein halbgares Kinderwiener, bissl zach, bissl grauslich, aber immer noch zu essen. Murrend kehrst du nach Hause zurück, immer noch grantig, immer noch verzwickt, aber ein bisserl schmunzeln musst du auch, denn auch wenn es die wichtigen Dokumente heute nicht mehr rechtzeitig zur Abgabe schaffen, warst du zumindest an der frischen Luft.
- aus: TAGE WIE DIESE
- aus: TAGE WIE DIESE
Atemzug. Flügelschlag. Augen öffnen. Alice flog. Über die Baumkronen, den Wald, die Wiesen und Felder, die Berge und Täler hinweg. Sie flog hoch und tief, links und rechts, bis zur Sonne und zum Mond, hinauf und hinunter, langsam und schnell. Ihre Flügel waren groß und schön, und ihre Fühler reckten und streckten sich nach allen Seiten. Alice flog. Nur für sich. Über die Wolken, unter die Erde, zwischen Himmel und Hölle. Sie flog. Und da wusste sie plötzlich, wer sie war.
- aus: ALICE (DER FLUG)
- aus: ALICE (DER FLUG)
Die schwarzen Pumps mag Paul besonders. Sie geben ihm das Gefühl, groß zu sein. Sie tragen ihn, hoch hinaus. Dorthin, wo er sich so zeigen kann, wie er ist. Wie er immer schon war. Da, wo einst blaue Flecken sein Gesicht zierten, weil ihn seine Mutter schlug, nachdem er ihre Kleider anprobiert hatte, schimmert nun roséfarbenes Rouge. Es unterstreicht Pauls hohe Wangenknochen, seinen blassen Teint. Die Uhr tickt. Fünf Minuten noch. Zuletzt legt Paul die Ohrringe an. Es sind große, goldene Creolen, säuberlich poliert, damit sie im Scheinwerferlicht gut glänzen. Jetzt ist Paul fort, und Marylin ist da. Hübsch sieht sie aus, so fein herausgeputzt, so edel und sexy und schön. Wird Marc sie mögen? Marilyn? Und wenn nicht? Tja, denkt sie. Dann hat er Pech gehabt. Dann entgeht ihm was. Marilyn nimmt Paul an der Hand. „Wollen wir?“, fragt sie, und ihre Stimme klingt wie Pauls, nur weicher und heller. „Okay“, sagt Paul. Und gemeinsam öffnen sie die Tür.
- aus: MARILYN
- aus: MARILYN
Das Getöse, Gewirble und Geschwurble verblasst in der Ferne wie verwehter Schnee als ich die Tür hinter mir schließe, die Einkaufstaschen lieblos auf den Boden fallen lasse, Mütze und Mantel ablege. Es ist kalt. Die Kerze im Flur flackert, sie füllt die Wohnung mit dem Duft nach Apfel und Zimt. Ich lasse mich auf die Couch fallen. Aus dem Wohnzimmerradio ertönt „It’s beginning to look a lot like Christmas“ von Michael Bublé. Die Weihnachtsdeko am Fenster – es ist ein Stern – taucht das Zimmer in fahles, schwummriges Licht. Ich greife zur Keksdose, nehme mir ein Stück Lebkuchen. Selbstgemacht. Von Mama. Wenig Zucker, viel Liebe. Wieviele Weihnachten noch wird dieser Lebkuchen in meiner Keksdose sein? Wie viele Male noch werde ich in den Genuss kommen, ihn mit einem wohligen Seufzen auf der Zunge zergehen zu lassen? Ich schreibe Mama eine SMS: „Der Lebkuchen ist sooo gut.“ Und sie antwortet: „Freut mich, wenn er schmeckt.“ Daneben ein Herz-Emoji. Rot. Leuchtend. Wie oft und wie viele Herz-Emojis wird mir Mama noch schicken können? Weihnachten macht mich so sentimental. Sensibel. Schwach. Ich denke an Oma. Daran, wie sie im Krankenbett liegt, die Augen weit aufgerissen, den Rücken wund gelegen, die Finger knochig und das Gesicht eingefallen. Ich denke an meinen Vater, der ihr einen flüchtigen Kuss auf die Stirn haucht und: „Frohe Weihnachten, Mama“, sagt. Omas Gesichtsausdruck ändert sich nicht, sie erkennt meinen Papa nicht. Schon seit einigen Jahren nicht mehr. Ich spüre einen Kloß im Hals, spüle ihn mit einem großen Schluck Zimtlikör mitsamt der Erinnerung weg und greife nochmal zum Handy. „Mama, seid ihr Zuhause? Kann ich vorbeikommen?“ Und sie schreibt: „Immer.“ Mit Herz-Emoji. Rot. Leuchtend. Scheiß auf voll bepackte Einkaufstaschen. Scheiß auf teuer und pompös. Scheiß drauf, Scheiß zu verschenken. Schenke Zeit. Schenke Liebe. Schenke Leben. Schenke Dich.
- aus: HERZ. ROT. LEUCHTEND.
- aus: HERZ. ROT. LEUCHTEND.
© SANDRA E MAE // STORY.ONE